 Die letzte Woche vor den Ferien war immer etwas seltsam, alle waren in dieser Aufbruchsstimmung niemand wollte mehr wirklich zu hören und auch wenn meine Schüler bei mir ruhiger waren als bei anderen so merkte ich doch wie sie hibbelig waren. Verübeln kann ich es ihnen nicht wirklich. Sommerferien bedeuten immer eine ganze Zeit lang Spaß und Freude. Keine Dinge, die man erledigen muss für die Schule, alle Sorgen über die Zukunft verfliegen wenigstens für ein paar Monate und man hat endlich seine Ruhe. Auch ich habe meine Ruhe, mehr oder weniger, ich müsste, könnte, sollte, meinen Unterricht vorbereiten, doch eigentlich weiß ich so ziemlich alles, was in diesem Land passiert ist. Naja fast. Zum Großteil seiner Existenz habe auch ich gelebt, war über die Jahrzehnte immer wieder mal hier was es einfacher macht den Kindern alles zu erzählen, ihnen alles rüberzubringen. Ein Schüler meinte mal das es sich so anhörte als wäre ich bei einem Ereignis dabei gewesen, da musste ich lächeln, schließlich war es ich auch, aber das habe ich ihm natürlich nicht gesagt. So wie ich ihnen so vieles nicht sage. Sie wissen nicht, wer ich bin, was ich bin, nur das, was ich ihnen zeige. Eine junge Lehrerin, gerade mal Anfang 20 und dafür lieben sie mich. Weil ich „echt“ bin, wie sie so schön sagen, nicht so alt wie viele anderen. Dabei bin ich so viel älter als die meisten und dadurch so viel einsamer. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte es jemanden sagen, könnte mich mitteilen mich jemanden anschließen. Doch ich habe seit gut fünfzig Jahren keinen Vampir mehr getroffen und einem sterblichen mein Geheimnis anzuvertrauen wäre dumm. Auch wenn es da jemanden gibt.
Ohne es zu merken habe ich meinen Schreibtisch verlassen und bin durchs Gebäude gelaufen nur um vor seiner Tür zu stehen. Wie alle Türen, nach Unterrichtende steht sie offen und er ist noch da. Sitzt an seinem Schreibtisch und macht vermutlich das gleiche, das ich, bis eben auch gemacht habe. Letzte Vorkehrungen für die Sommerferien treffen. Alle Noten eintragen und schauen das man nichts vergisst. Das Klassenzimmer abhängen muss ich auch noch fällt mir gerade ein, doch das ist schnell gemacht. Ist auch eigentlich egal, jetzt gerade jedenfalls denn alles, was zählt ist er. Jake. Er bemerkt mich nicht mal, ist schön, wenn man so leise sein kann, wie man will. Ich könnte ihn jetzt einfach beobachten und verschwinden. Er würde es nicht wissen. Doch ich will das er mich sieht, will das er mich wahrnimmt. Deswegen lehne ich mich an den Türrahmen und klopfe. “Klopf, Klopf“, sage ich mir einem Lächeln bleibe aber stehen schaue ihn nur an “Störe ich gerade?“
 Die Konzentration schwindet immer mehr, desto näher die Ferien kommen, desto weniger kann ich mich konzentrieren. Denn der Gedanke daran von der Arbeit getrennt zu sein, der belastet mich. Aus dem einfachen Grund, dass ich gerne arbeite und gerne hier in der Schule bin. Die Schüler lenken mich von meinem privaten Leben ab, was eigentlich fast gar nicht so wirklich existiert, wenn ich ehrlich sein soll. Es gibt nichts beeindruckendes was ich mache, nichts überwältigendes. Ich habe zwar Freunde, die mir ab und zu auch mal Gesellschaft leisten, aber die meisten von ihnen haben ihr eigenes Leben, ihre Familie, ihren Partner. Und da wird mir immer wieder bewusst, dass ich nichts davon haben kann. Dass ich kein Teil von so einem Leben bin. Und das schmerzt irgendwie jedes Mal wenn ich daran denke. Theoretisch hätte ich Jahre verheiratet sein können, schon Kinder haben, ein schönes Leben. Doch dafür hatte ich mir leider die falsche Frau ausgesucht, die anscheinend kein Interesse daran hatte mit mir so ein Leben zu führen. Und auch wenn es mittlerweile schon einige Jahre her ist, seitdem ich verlobt gewesen bin, so einfach kann ich es nicht vergessen. Die Gedanken finden irgendwie immer wieder ihren Weg dahin. Gerade in diesem Moment hocke ich über ein paar Arbeiten, die ich vor den Ferien fertig korrigiert haben wollte. Aber trotzdem fühle ich mich schwer, fühle mich seltsam. Kann es nicht genau beschreiben. Aber mir geht es immer so vor den Ferien, als wäre ich absolut noch nicht bereit dafür. Und das nervt mich, nagt an mir, lässt mich nicht los.
Als es dann an der Tür klopft und Frieda im Türrahmen steht, wirkt das beinahe so wie meine Rettung. Sie schafft es jedes Mal mich zu überwältigen und die Situation anders zu sehen. Ich kann nicht genau sagen, wie sie das macht, aber ich freue mich jedes Mal sie zu sehen. "Nein, du störst nicht.", kommt es mir über die Lippen als ich sie anschaue. "Gibt es irgendwas bestimmtes?" Irgendwas, was sie von mir will. Denn ich weiß, dass ich mich ihr nicht entziehen kann, egal in welchem Moment. Und doch ist da immer wieder diese Vernunft, die mich an den Punkt bringt, dass es keinen Sinn hat, mich auf sie einzulassen. Sie ist noch so jung, und mit Sicherheit hat sie sowieso schon jemanden in ihrem Alter. Was sollte sie also von mir wollen?
 118 Jahre bin ich mittlerweile alt und verliebt war ich nur ein einziges Mal wir sind zusammen aufgewachsen, hatten uns verliebt und dann bin ich gestorben. Beziehungsweise wurde verwandelt, in einen Vampir von einem Mann der mich gesehen und behalten wollte als hätte ich mich in so jemanden verlieben können. Daraufhin hat sich alles geändert. Ich hatte versucht die Beziehung zu meinem Freund aufrecht zu halten, Doch es hat nie so funktioniert, also haben wir uns getrennt. Seitdem hatte ich niemanden mehr an meiner Seite habe mein Herz komplett verschlossen, bis ich hier her an diese Schule kam und Jake getroffen hatte. Fast ein Jahrhundert lang habe ich mein Herz nicht so gespürt, wie ich es jetzt gerade tue. Seit fast hundert Jahren hatte ich nicht mehr das Verlangen jemanden kennen lernen zu wollen so wie ihn. Ich habe ihn gesehen, dass erste Mal, bevor das Schuljahr angefangen hatte und war sofort hin und weg. Ich weiß nicht, was es ist, doch es zieht mich zu ihm wie die Motte zum Licht. Er hat etwas das mich nicht loslässt. Und trotzdem schaffe ich es nicht diesen Schritt zu gehen ihn in meine seltsame Welt zu ziehen, auch wenn ich es will. Auch wenn ich möchte das er spürt, was ich spüre, auch wenn ich mich am liebsten in seinen Armen wieder finden würde. Aber das wäre unklug und nicht fair und ich erinnere mich genau wie unfair ich mich behandelt gefühlt hatte nach meiner Verwandlung. Und wenn ich ihn an mich ranlasse, will ich ihn bestimmt nicht mehr gehen lasse.
So ein Dilemma. Mit diesen ringen ich jetzt schon seit gut einem Jahr, immer wenn ich ihn sehe will ich ihm näher kommen, lasse es aber im Endeffekt. Wende mich ab nur um wie jetzt wieder hier zu stehen und ihn anzuschauen. Mein Lächeln wird breiter als er meint das ich nicht störe. Ich betrete sein Klassenzimmer und laufe zum erstem Tisch vor welches seinem Pult am nächsten ist und schwinge mich elegant drauf. “Nein, ich dachte nur ich schau mal vorbei und präge mir nochmal dein Gesicht ein bevor du in einer Woche in die Sommerferien verschwindest“, es ist flirten das ist mir klar aber ich kann nicht anders auch wenn ich mich immer wieder abwende so kann ich nicht anders als sowas raus zu hauen. Es ist ein Teufelskreis immer und immer wieder. Als hätte er mich gefangen, als hätte er mich fest in seinem Griff, dabei bin ich das Monster, das Übernatürliche und sollte ihn im Griff haben doch er scheint so verdammt Immun gegen mich zu sein.
 In meinen Augen ist sie fast noch ein Kind, ich könnte sie schon beinahe auch noch als Schülerin sehen, wenn ich nicht wüsste, dass sie schon Lehrerin ist. Das mag verrückt klingen, was ich von ihr halte. Aber solange ich mir das immer wieder einrede, so lange kann ich sie von mir fern halten und muss mir keine Gedanken machen, dass da vielleicht doch mehr sein könnte. Denn mir ist bewusst, wenn ich sie an mich heran lasse, dann könnte ich Probleme bekommen. Es ist zwar nicht verboten zwischen den Lehrern eine Beziehung einzugehen. Aber ich bin doch deutlich älter als sie. Und ich habe sowieso so meine Zweifel, dass sie irgendwas an mir finden könnte. Ich bin nichts besonderes. Ich kenne mich gut mit Kultur, Literatur und auch Sprachen aus. Ich spreche mehrere fließend. Einfach weil es mir schon immer gut gelegen hat. Aber das bedeutet nicht, dass ich was besonderes bin. Jeder hat so seine Eigenschaften, die ihn ausmachen. Und ich bin nicht sicher, ob ich wirklich was davon habe. Vielleicht habe ich auch einfach eine geringe Wertschätzung von mir, und sollte das nochmal überdenken. Aber ich bin ganz ehrlich, es gibt sehr viel aufregendere Menschen als mich. Während die meisten irgendein Abenteuer suchen, bin ich froh diese Abenteuer in Büchern zu finden. Abends vor dem Kamin zu sitzen und in Ruhe mein Buch zu lesen, das ist es was mich erfüllt und was mich zu nichts spannendem macht.
Und doch ist sie hier, setzt sich provokant auf einen der Tische in meiner Nähe und ich muss schmunzeln bei ihren Worten. "Verschwinden werde ich ja nicht wirklich.", sage ich ihr dann. "Aber wenn du unbedingt Zeit mit mir verbringen möchtest, spricht eigentlich nichts dagegen." Einfach nur irgendwas entspanntes, lockeres zwischen Kollegen, nichts verbindliches. Aber dass sie so eine Sehnsucht nach mir hat mich zu sehen, verunsichert mich gleichzeitig ein wenig. Es ist vermutlich eher was, womit ich absolut nicht gerechnet habe. Wirklich nicht. Sie überrascht mich jedes Mal aufs Neue. Und ich hätte nichts dagegen wenn wir uns in den Ferien sehen würden.
 Jake ist nicht der Einzige der mich als jünger sieht als ich eigentlich bin. Ich sehe für meine optisch Anfang zwanzig auch noch sehr jung aus, als wäre ich verwandelt worden kurz bevor der Rest geschieht zum Erwachsen sein. Ein paar jugendliche Züge findet man noch in meinem Gesicht, mein Gesicht ist eher rund anstatt mit scharfen Kanten. Ich habe noch diese Wangen, die mich jung aussehen lassen und meine großen braunen Augen helfen auch nicht wirklich mich älter aussehen zu lassen. Bei Elternabenden wurde ich schon ein paar Mal gefragt, ob ich alt genug wäre, um überhaupt Lehrerin zu sein. An meinem ersten Tag hier hatte mich ein Schüler nach einem Date gefragt, es gibt immer wieder Moment da verwischt die Grenze zwischen Erwachsen und Teenager da sein und manchmal wäre ich schon gerne wieder ein Teenager. Ein paar Jahrelang oder waren es sogar Jahrzehnte habe ich mich immer wieder in Schulen eingeschrieben, doch ohne Eltern war das alles immer nicht ganz so leicht. Oft habe ich die Ausrede genommen das ich alleine leben darf und mich von meinen Eltern entfernt habe oder so aber irgendwann war mir das zu dumm gewesen. Also habe ich einfach studiert, meinen Abschluss gemacht und bin jetzt hier. Und er ist hier, als wäre es Schicksal gewesen. Ich glaube wirklich das es Schicksal ist denn seitdem ich ihn kennengelernt habe, habe ich das erste Mal das Gefühl das ich an einer Stelle bleiben kann, das es etwas gibt was mich hält. Doch dafür um das für immer zu fühlen müsste ich einen Schritt auf ihn zu machen, ihn in mein Abenteuer ziehen dabei will ich gar kein Abenteuer, ich will Stetigkeit, vielleicht nicht für immer aber für jetzt gerade. Aber dafür müsste er mich als mehr sehen als nur ein Kind, und manchmal glaube ich das in seinen Augen zu sehen nur damit er es kurz darauf wieder im Keim erstickt.
Schlage meine Beine über einander und stütze meine Hände an der Kante des Tisches auf als er meint er verschwindet nicht wirklich. Lege den Kopf schief. “Keine große Reise für dich?“, frage ich nach und lächle etwas mehr wieder als er meint das nichts dagegen spricht das ich mit ihm Zeit verbringe. Das ist doch mal eine Antwort die ich gerne hören wollte. “klingt fast so als würdest du mich einladen in den Ferien etwas mit dir zu unternehmen“, hätte absolut nichts dagegen vielleicht könnte ich so aus diesem Traum aufwachsen, aus dieser Sehnsucht nach ihm. Vielleicht wenn wir uns besser kennenlernen würden hätte ich nicht mehr das bedürfnis ihm so nah sein zu wollen. Oder vielleicht auch das Gegenteil. Vielleicht würde ich mich noch mehr in ihn verlieben und was würde ich dann machen?
 Die Anziehungskraft zu Frieda ist unbeschreiblich. Ich kann es nicht ganz fassen und auch nicht glauben, dass ich sowas bei ihr spüre, dabei ist sie so jung. Aber so alt bin ich ja eigentlich auch wieder nicht, uns trennen vielleicht nichtmal zehn Jahre voneinander. Und doch verhalte ich mich gehalten was das angeht. Trotzdem will ein Teil von mir unbedingt herausfinden, was es zu bedeuten hat und was für Gefühle das sind. Denn ich habe schon lange nicht mehr so empfunden, für niemanden. Einfach aus dem Grund, weil ich es nicht zulassen wollte. Und auch jetzt bei Frieda würde ich es lieber nicht zulassen wollen. Ich glaube aber sowieso nicht, dass sie Interesse an mir haben könnte, auch wenn alles eher wie das Gegenteil wirkt. Sie verzaubert mich und ich habe Angst davor. Angst, dass wieder was schief laufen könnte. Dass sie erkennt wie langweilig ich eigentlich bin, und dass ich nichts besonderes bin. Ich weiß, dass ich keine so hohe Meinung von mir habe, aber welchen Grund hatte meine Verlobte sonst damals mir fremdzugehen? Ich kann es nicht genau sagen, aber es lastet eben immer noch auf mir, auch wenn das nun schon so viele Jahre her ist. Ich habe den richtigen Grund auch nie wirklich erfahren, was die Sache nicht unbedingt besser macht, eher im Gegenteil. Es macht alles nur noch schlimmer. Ich weiß nicht, was ich von Frieda halten soll. Es ist so ungewohnt, wie sie sich mir gegenüber verhält. Auch wenn ich weiterhin nicht glaube, dass sie wirklich was an mir findet. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.
"Nein, leider nicht." Vor allem da ich nicht wirklich vorhabe alleine zu reisen. Da würde ich mir komisch vorkommen. Auch wenn ich jemand bin der gerne reist. Damals mit meiner Familie, als ich noch jünger gewesen bin, sind wir viel gereist. Aber das letzte Mal ist Jahre her... mit meiner Verlobten, das eine Mal. Und danach ging alles schief. Daran will ich aber jetzt nicht denken. "Wenn du willst, du musst natürlich nicht.", lenke ich dann ein, auch wenn ich mich frage, ob sie das wollen würde. Ob sie gerne Zeit mit mir verbringen würde. Ich bin da vermutlich doch etwas neugierig gerade. Aber es wirkt beinahe so als würde sie es wollen, oder irre ich mich da?
 In meinen langem Leben gab es viele Menschen die ich kennenlernen durfte, viele Menschen die ich wirklich ins Herz geschlossen habe, Menschen die mir wichtig geworden sind. Doch niemand, wirklich niemand hat mich über die Jahre so in den Bann gezogen wie Jake. Ich bin mir nicht sicher woran es liegt, vielleicht weil er so verdammt normal ist etwas nach dem ich mich mit jedem Jahrzehnt was vergeht mehr sehne. Ich sehne mich danach alt mit jemanden zu werden doch das ist ein Ding der Unmöglichkeit und damit habe ich mich abgefunden. Doch nicht alleine zu sein die ganze Zeit das wäre schön. Jemanden mit dem ich meine Abende verbringen kann. Mir ist klar, dass jemand der genauso ein Leben führt wie ich das wäre was am besten passen würde, doch ich habe noch niemanden getroffen der mein Herz so höher schlagen lässt wie Jake. Es ist wie ein Fluch. Knapp hundert Jahr schon habe ich mich nicht mehr so gefühlt und jetzt sitze ich hier und wahre selbst nach einem Jahr noch meinen Abstand. Dabei finde mich Jungs und Männer normalerweise ganz attraktiv doch Jake scheint komplett Immun gegen mich zu sein, dabei sollten wir Vampire doch anziehend wirken doch er hält seinen Abstand und es ist fast schon frustrierend. Doch dann sagt er Dinge wie das ich ihn weitersehen kann.
“Du weißt das man auch allein in den Urlaub fahren kann?“, frage ich neugierig nach ich fahre zum Beispiel alle paar Jahre nach Berlin, bin immer wieder die Tochter von einer der Nachkömmlinge von mir. Schreibe sogar Briefe von meinen anderen ichs, weil ich damals einfach abgehauen bin als ich es nicht mehr ausgehalten habe. Und dann bin ich paar Jahrzehnte später zurück und hab gemeint ich bin meine Tochter und seitdem ändere ich meine Haare immer etwas, trage Kontaktlinsen und besuche meine Verwandten. Mein Neffe, der Sohn von meinem Bruder den ich damals verwandelt habe im ersten Weltkrieg macht das auch. Es ist lustig und wild zugleich aber so sehe ich wenigstens was aus meiner Familie geworden ist. “Und wer sagt das ich das nicht möchte? Ich habe mich eh gefragt wann du mich mal nach einem Date fragst“, lache leise versuche es als Scherz darzustellen aber ich habe mich das wirklich schon gefragt.
 All das was Frieda in ihrem Leben erlebt haben muss, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Natürlich habe ich absolut keine Ahnung, was sie in Wirklichkeit ist. Ich bin noch nicht mit dem Übernatürlichen in die Quere gekommen. Bisher ist für mich die Welt eine ganz normale Welt, ohne Vampire oder Gestaltwandlern. Aber wie hätte ich es auch schon erfahren sollen? Jedenfalls kann ich mich ihr dennoch nicht entziehen, auch wenn ich die Kraft habe ihr zu widerstehen und mich nicht in ihren Bann ziehen zu lassen. Weil die Vernunft immer wieder überhand nimmt. Denn wenn ich nicht vernünftig wäre, dann würde ich mich vermutlich auf die kleinen Flirtereien einlassen, würde mich davon beeinflussen lassen. Aber ich bin erwachsen und weiß mittlerweile, dass das nur Spielereien sind. Sie würde niemals ernsthaft an jemandem wie mir Interesse haben, dessen bin ich mir bewusst und auch im Klaren. Denn ich bin niemand besonderes, auch wenn ich es immer wieder zurückführe, es ergibt für mich absolut keinen Sinn. Und doch sitzt sie hier in meinem Zimmer auf meinem Tisch, und scheint eindeutig wieder mit mir zu flirten.
"Ich reise nicht gerne alleine.", antworte ich ihr dann und schenke ihr ein aufmerksames Lächeln. Und dann fängt sie mit was anderem an, ein sogenanntes Date. "Date?", frage ich sie dann und hebe kurz eine Augenbraue. "Von einem Date habe ich nicht gesprochen." Und das werde ich auch nicht, denn ich habe mir ganz klar eine Regeln festgesetzt, dass ich sie niemals daten werde. Denn sie ist zu jung, und gleichzeitig auch meine Kollegin. Aber trotzdem kann ich nicht anders, als ein leichtes Kribbeln zu spüren in dem Moment als sie es erwähnt hat. Ich kann dieses Gefühl nicht zuordnen und will es auch nicht. Denn wenn ich dem mehr auf den Grund gehen würde, würde ich wissen, was ich fühle, immer wenn ich bei ihr bin. Und irgendwie bin ich nicht sicher, ob ich das wirklich wissen will.
|