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I don′t like walking around this old and empty house - Druckversion

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I don′t like walking around this old and empty house - Bryn Mistry - 17.09.2024

Nervös trete ich von einem auf den anderen Fuß. Keine Ahnung, warum ich Devika ein Treffen vorgeschlagen habe, wenn mir doch selbst von Anfang an klar gewesen ist, dass ich keine Ausrede haben würde. Das letzte Treffen lief schon nicht sonderlich gut, ihre Vorwürfe gingen von einem möglichen Drogenkonsum, bis hin zu einem Mangel meiner Liebe über und obgleich ich weder das eine, noch das andere bestätigt habe, habe ich auch keine andere Erklärung für mein Verhalten, ohne ihr gänzlich die Wahrheit zu sagen. Und die Teil-Wahrheit zieht nicht wirklich, auch wenn ich bereits überlegt habe, ihr einfach zu sagen, dass eine 200 Jahre alte Frau mich in ihrem alten, verstaubten Herrenhaus gefangen hält und mir Katzen zum Essen geben will.
Aber dann würde sie wohl die Polizei rufen und hinterfragen warum ich nicht flüchte, wenn ich sie immerhin auch aufsuchen kann.
Also habe ich mir den Kopf zerbrochen, was ich ihr sagen könnte und hab mir die erste Ausrede, die mir einfiel und nicht ganz sinnlos klingt, aufgeschrieben. Devika kennt meine Familie immerhin nicht und da ich selbst kaum Kontakt zu ihnen habe, wird sie das ganze auch nicht wirklich nachverfolgen können. Wir haben das Thema «Familie» ohnehin eher selten angesprochen und wenn haben wir meist über ihre gesprochen. Auch weil sie deutlich mehr aktuelle Probleme hat, während meine eigentlich schon seit so vielen Ewigkeiten bestehen, dass ich nicht einmal weiß, ob ich sie noch als Problem empfinden würde.
Oder meine Familie als wirkliche Familie.
Nun würde jene aber etwas herhalten müssen, um sicher zu gehen, dass ich genug Abstand zu Devika haben kann bis ich nicht mehr das Bedürfnis verspüre in ihren Hals zu beißen und zeitgleich sichergehen kann, dass sie mich nicht so sehr verteufelt, wie manche Frauen es wohl tun, wenn sie ihre Voodoo-Puppen auspacken (und im Moment frage ich mich nach allem, was in den letzten Wochen passiert ist, ob Voodoo Puppen wohl funktionieren).
Ich bin ein bisschen früher da, auch weil ich einen guten Eindruck erwecken will und Devika kommt auch – pünktlich. Auf die Minute genau. Und ich denke nicht, dass es daran liegt, weil sie mich unbedingt sehen will, sondern weil sie endlich eine Erklärung von mir will. Hat natürlich nichts damit zu tun, dass ihr nichts mehr an mir liegt, sondern eher damit, dass es… kompliziert ist (und ich denke nicht daran, dass viele Paare ihre Beziehung als «kompliziert» bezeichnen, bevor sie sich trennen).
«Thanks for coming.», sag’ ich und fühle mich seltsam und schüchtern, als wäre das hier der Schulhof und als wären wir 16. «Do you want to go for a walk while we talk?», frage ich sie, obwohl ich sogar die Gallerie ausgewählt hab’ als Treffen, aber irgendwie fällt mir jetzt auch auf, dass es ein seltsamer Ort ist, wenn man bedenkt, dass wir uns hier kennengelernt haben und ich ihr gleich sagen werde, dass ich eine Weile lang verschwinden muss und sie nicht mit holen kann. «I think it’s much easier to talk when you walk.», erkläre ich dann mit einem leichten Grinsen, als würde das die Situation auflockern.



RE: I don′t like walking around this old and empty house - Ophelia Devika Malik - 18.09.2024

Als ich Bryn vor einigen Tagen in seiner Wohnung vorgefunden hatte, war ich schockiert gewesen. Ich war zum gefühlt zweitausendsten in seiner Wohnung gewesen, um wieder einmal nach Hinweisen zu suchen – wissend, dass ich sowieso nichts Brauchbares finden würde, wie bei den vergangenen Malen, doch im Grunde genommen hatte ich Bryns Wohnung sowieso nur immer und immer wieder aufgesucht, weil ich mich ihm dort näher gefühlt hatte – als er auf einmal aufgetaucht war. Er hatte den Schlüssel ins Schloss gesteckt und war eingetreten.
Als wäre er niemals weg gewesen. Als wäre er gerade ganz einfach nach Hause gekommen, so, wie er es etliche male zuvor getan hatte.
Doch in Wahrheit war Bryn seit Monaten nicht mehr zu Hause gewesen. Es hatte mich schockiert, ihn so plötzlich zu sehen. Doch noch viel mehr hatte sein Anblick mich schockiert. Er sah anders aus. Nicht mehr wie der Bryn, den ich in Erinnerung hatte. Der junge Mann, welcher mir entgegen strahlte, wenn ich das einzige Foto betrachtete, welches Bryn und ich miteinander gemacht hatten. Wir hatten uns eng aneinander geschmiegt und ich hatte ihm gesagt, dass er lächeln sollte, weil ich ein Foto von uns mit meinem Handy machen wollte. Während der letzten Tage hatte ich immer wieder auf dieses Bild gestarrt. Hatte mir den Blick in seinen blaugrünen Augen angesehen – Augen, welche nicht mehr blaugrün gewesen waren, als ich Bryn vor ein paar Tagen begegnet waren, sondern rot wie Rubine. Seine Haut war blass. So weiß wie Marmor. Als würde kein Blut mehr durch seine Adern fließen. Er war wunderschön gewesen.
Bryn war immer wunderschön gewesen. Doch nun... Etwas an ihm war anders.
Als ich ihn in die Arme gefallen war, hatte sie Kälte seiner Haut mich erzittern lassen.
Ich hatte wissen wollen, was geschehen war. Wo er gewesen war. Doch er hatte mich vertröstet. Hatte mir gesagt, dass ich ihn in ein paar Tagen an der Galerie treffen sollte. Jene Galerie, in welcher alles begannen hatte. In welcher ich Bryn zum ersten mal getroffen hatte. Ich hatte ihn nicht gehen lassen wollen, hatte sofort Antworten gewollt, doch schließlich hatte ich zugestimmt.
Und als ich nun auf den Weg zur Galerie war, fragte ich mich, ob Bryn wirklich kommen würde. Zu meiner großen Überraschung war er bereits da, als ich ankam. Ich starrte ihn einen Moment lang an. Die deutliche Veränderungen an ihm ließen mein Blut noch immer zu Eis gefrieren. Wieso sah er so anders aus? Ich fragte mich noch immer, ob er sich auf irgendeine Scheiße eingelassen hatte. Drogen... Irgendetwas Schreckliches.
Atmete tief durch. «Thanks for showing up.» Nickte dann. Wollte mich ihm nähern, wollte nach seiner Hand greifen. Doch ich war mir nicht sicher, ob das richtig wäre. Ob Bryn es überhaupt wollen würde. «Yeah, sure. Let‘s go for a walk.» Wir gingen in den Park, welcher direkt neben der Galerie lag. Ich blickte zu ihm auf. Konnte nicht anders, als fasziniert darüber zu sein, dass er aussah, als wäre er aus Marmor gehauen worden. «You promised me answers. I‘ve been waiting for you for so long and... and it feels like you just left me without a second thought. Like you don‘t care that you‘ve broken my heart.»